„Lieber Lob als Geld? Frauen, Einkommen und Karriere“

Warum der Pay Gap weiblich ist und die Mini-Rente ebenfalls

Mädchen bekommen 11 Prozent weniger Taschengeld als Jungen (Forsa Studie 2021, Kinder von 4-13 Jahren). Diese Kindheits-Kleinigkeit wächst sich zu einem echten Lebens-Problem aus: Jede dritte Frau – also derzeit etwa 2,7 Millionen Frauen in Vollzeitarbeit – erhält nach 40 Arbeitsjahren in Deutschland eine Rente von weniger als 1.000 Euro pro Monat. Altersgenossinnen, die in Teilzeit arbeiten, sind noch viel schlechter gestellt (Agenturmeldungen, 13. 1. 2023, Antwort auf eine parlamentarische Anfrage durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales).

Nach Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeichnet sich der „Ernst“ des Frauenlebens ab dem 30. Geburtstag deutlich ab: Die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern unter 30 Jahren beträgt etwa 9 Prozent, über 50 jedoch 28 Prozent (DIW-Studie 2021).

Diese Fakten begegnen uns ständig in statistischer Form oder als Geschichten: die verarmte Rentnerin, die ihre Kleidung bei Humana kauft, die frisch geschiedene, die händeringend eine preiswerte Wohnung sucht oder die engagierte Kulturprojekt-Organisatorin, die immer noch auf väterliche Geldzuschüsse angewiesen ist… Die Einkommenslücke begleitet Frauen jederzeit und überall hin.

Frausein bedeutet zu oft finanziellen Mangel.

Wir haben weniger Geld, weniger finanzielle Teilhabe und somit geringere wirtschaftliche Macht und Gestaltungsmöglichkeiten. Diese Ungleichstellung macht alle Frauen gleich: Alter, Herkunft, Bildung – nichts lässt diese Lücke verschwinden. Über die fehlende finanzielle Anerkennung von Care-Arbeit in weiblicher Hand ganz zu schweigen.

Der SI-Club Berlin-Dorotheenstadt ist nach einem Vortrag einer Clubschwester mit einer kleinen Arbeitsgruppe tiefer in dieses Thema eingestiegen. Nicht nur die vorliegenden Untersuchungen und Statistiken haben wir uns angesehen, sondern auch ob und wie darüber in den Medien berichtet wird.

Zusätzlich führte die Gruppe mit Hilfe eines selbst entwickelten Fragebogens Interviews mit über 30 Frauen unterschiedlichen Alters, um unter anderem zu erkennen, wie persönliche und berufliche Lebensentscheidungen im Einzelfall zur Geld-Macht-Lücke führen, ob und wie die Interviewten dies selber reflektieren und auf welchen individuellen Wegen sie dieses strukturelle Problem umgehen oder mindern.

Thesen aus 50 Interviews mit Frauen in Deutschland zu Beruf, Partnerschaft, Karriere, Einkommen und Gleichstellung (April - August 2021)


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